Eine Depression kann in verschiedenen Formen und und unterschiedlich lange auftreten. Allen Depressionen ist in der Regel einiges gemeinsam: Die Betroffenen leider unter einer deutlichen Antriebsminderung, sie haben auffallend weniger Energie als sonst, können Aufgaben, die sie sonst problemlos erledigen, kaum noch bewältigen, ermüden schnell, und leiden manchmal unter einer bleiernen Müdigkeit, die auch nach dem Schlaf nicht bessert. Häufig ist ihre Stimmung gedrückt und erhellt sich tagelang nur selten oder gar nicht auf. Die Fähigkeit zu Freude und das Interesse sind massiv reduziert, sowie auch die Konzentrationsfähigkeit. Manche Betroffene spüren Traurigkeit, bei anderen werden die Gefühle weniger spürbar und eine quälende Gleichgültigkeit oder innere Leere nehmen ihren Platz ein. Schuldgefühle und Zweifel am eigenen Selbstwert treten auf, die Zukunft erscheint negativ und manchmal breitet sich Hoffnungslosigkeit aus bis hin zu Sinnlosigkeit des eigenen Lebens und zu Suizidgedanken.
Nicht selten werden Depressionen von körperlichen Symptomen begleitet: Schlafstörungen, verminderter oder gesteigerter Appetit, Muskelverspannungen, erhöhte Schmerzempfindung. Manche Leute sind
innerlich angespannt und unruhig und tigern umher, ohne dabei ihre Aufgaben produktiv erledigen zu können. Viele ziehen sich sozial zurück und meiden Kontakt zu anderen Menschen. Zudem leiden die
Betroffenen häufig unter Grübeln: Die Gedanken drehen sich in kleinen, negativen Kreisen.
Jeder Mensch leidet in gewissen Situationen unter dem einen oder anderen Symptom der Depression: Jeder hat mal eine gedrückte Stimmung, schläft vielleicht schlecht, ist gereizt oder kann sich
nicht konzentrieren. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben oder eine schwere Phase durchmachen. Was die Depression ausmacht ist das gleichzeitige Vorkommen von mehreren dieser
Symptome über eine Zeitspanne von mindestens zwei Wochen in einer Ausprägung, die das normale Leben der betroffenen Person beeinträchtigt.
Da vermutlich jeder Mensch schon einmal im Leben das eine oder andere Symptom der Depression erlebt hat, kann potentiell auch jeder Mensch unter allen Symptomen gleichzeitig, also unter einer Depression, leiden. Tatsächlich erleben ca. 15% der Bevölkerung irgendwann im Leben eine klinisch relevante Depression.
Eine Depression überfällt einen nicht zufällig, es gibt bestimmte Faktoren, die ihren Ausbruch begünstigen. Es müssen immer mehrere Faktoren zusammenkommen, damit sich eine Depression entwickelt.
Zusätzliche Faktoren führen zur Aufrechterhaltung der Depression und sorgen dafür, dass die Symptomatik nicht nach kürzester Zeit wieder verfliegt.
Bei den auslösenden Faktoren handelt es sich in der Regel um aktuelle Belastungen einerseits und bestimmte Erfahrungen in der Lebensgeschichte andererseits. Was für jeden Menschen eine Belastung
darstellt, kann individuell variieren und hängt häufig von Charaktereigenschaften, von früheren Erfahrungen, von der sozialen Unterstützung, vom Selbstvertrauen und auch von der Anzahl der
gleichzeitigen Belastungen ab. Typische Belastungen können Verluste sein (einer geliebten Person, einer Arbeitsstelle, eines Heimatslandes, einer Fähigkeit etc.), Stress bzw. eine extreme
Herausforderung, oder mehrere Herausforderungen gleichzeitig (z. B. am Arbeitsplatz oder bei der Kindererziehung, finanzielle Schwierigkeiten, chronische Krankheiten oder sonstige
Herausforderungen bei der Bewältigung der Lebensaufgaben), Mangel an sozialer Unterstützung, übermässige Fokussierung auf Pflichten, anhaltender Druck und vieles andere mehr.
Nicht selten sind den betroffenen Menschen während der Depression die belastenden Faktoren gar nicht bewusst, zum Beispiel weil diese schon länger ein selbstverständlicher Bestandteil ihres
Lebens darstellen, oder weil ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes fokussiert ist. Ein Blick von aussen (durch Verwandte, Freunde oder im Rahmen professioneller Hilfe) kann daher hilfreich sein.
Zwar ist eine Depression ein sehr belastendes und leider relativ häufiges Phänomen, doch die gute Botschaft ist: Sie ist gut behandelbar. Die verschiedenen Leitlinien der
wichtigsten Gesundheitsorganisation in Europa und in Nordamerika empfehlen eine Psychotherapie, bei einer schweren Depression wird eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser
Therapie empfohlen.
Für die Vielfalt der verschiedenen Depressionsformen gibt es etablierte psychotherapeutische Verfahren und Medikamente, die sich bereits mehrfach in Studien als wirksam erwiesen haben.
Unbehandelt kann eine Depression zwar zuweilen spontan verschwinden, sie kann sich aber auch chronifizieren, zu Folgeproblemen führen und zu einer Dauerbelastung für die betroffene Person und ihr
Umfeld werden.
Häufig wird behauptet, dass die Depression ein Problem der Neurotransmitter im Hirn sei und deshalb unbedingt mit Medikamenten behandelt werden müsse. Tatsächlich konnte festgestellt werden, dass während einer Depression bestimmte Neurotransmitter, wie Dopamin und Serotonin, anders ausgeschüttet werden als ohne Depression. Ein solcher Zusammenhang lässt jedoch keineswegs auf die Ursache schliessen.
Beim Empfinden von Emotionen wie Freude, Liebe, Überraschung, Schreck oder Angst werden auch unterschiedliche Transmitter freigesetzt, die Ursachen dieser Gefühle sind aber in der Regel nicht die
Ausschüttung der Neurotransmitter, sondern bestimmte Erlebnisse, die man erlebt. Mit anderen Worten: Alle emotionalen Zustände sind von physischen und neurochemischen Veränderungen begleitet.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die emotionalen Zustände durch diese physischen Begleiterscheinungen verursacht werden.
Für die Behandlung bedeutet dies: Die Depression kann mit Medikamenten und/oder mit Psychotherapie behandelt werden. Leichte Depressionen verschwinden häufig auch ohne Behandlung spontan
innerhalb von 2 bis 3 Monaten. Bleibt die leichte Depression länger bestehen, so soll sie mit Psychotherapie behandelt werden.
Es gibt keine verlässlichen Studien, welche die Wirkung von Psychopharmaka bei leichter Depression nachweisen. Bei mittleren bis schweren Depressionen wird allerdings eine Kombination von Psychotherapie und Medikamenten empfohlen.